Romanfiguren & Schauplatz – der perfekte Schreibplan (Teil 1)
Du möchtest die Leser mit deinem Roman vom ersten bis zum letzten Wort fesseln? Um die Spannung über die ganze Länge aufrechtzuerhalten, solltest du dir vor dem Schreiben deines Romans einen Schreibplan zurechtlegen. Damit behältst du jederzeit den Überblick über Figuren, Schauplätze und Handlungsstränge. Mit dem Entwurf eines gut durchdachten Plots, der sich dramatisch zuspitzt und bei dem ein Ereignis auf das andere aufbaut, rundest du deinen Schreibplan ab.
Hinweis: Da das Thema Plot an dieser Stelle den Rahmen sprengen würde, gibt es hierzu den extra Beitrag Plot & Ideenfindung – der perfekte Schreibplan (Teil 2).
Inhaltsverzeichnis
So ziehen deine Romanfiguren den Leser in die Geschichte
Die Figuren deines Romans sind der Schlüssel zum Erfolg. Denn erst durch die Figuren wird deine Romanidee lebendig. Nur wenn sich der Leser mit der Hauptfigur identifizieren kann, werden bei ihm Emotionen geweckt. Romanfiguren sind dann gut entworfen, wenn sie während des Lesens die Grenze zwischen Fiktion und Realität auflösen und den Leser zu 100 Prozent in die Geschichte eintauchen lassen.
Das macht deine Romanfiguren lebendig
- Deine Hauptfigur muss Schwächen und Stärken haben: Erst Fehler machen Menschen sympathisch.
- Figuren müssen sich entwickeln und Konflikte durchlaufen: Ziel sind Figuren mit Tiefgang.
- Deine Hauptfigur braucht ein wichtiges Ziel, das sie erreichen möchte: Dadurch erklären sich gewisse Verhaltensweisen von allein und die Handlung erscheint logisch.
- Entsprechend ihrem Charakter müssen Figuren angemessen auf Ereignisse reagieren, sonst wirkt es unglaubwürdig.
- Rückblicke in die Vergangenheit der Hauptfigur einbauen, wo es Sinn macht: Dadurch erhält die Figur mehr Substanz.
5 Praxis-Tipps, die du beim Entwurf deiner Romanfiguren beachten solltest
Praxis-Tipp 1: Lege zuerst die Namen deiner Romanfiguren fest.
Da Namen großen Einfluss darauf haben, wie der Leser deinen Romanfiguren gegenüber empfindet, wähle sie mit Bedacht aus.
Vorsicht: Gewisse Namen sind bereits „vorbelastet“. Ist deine Hauptfigur zum Beispiel ein weiblicher Serienkiller und du gibst ihr den Namen „Hermine“, so ruft dieser Name bei vielen Lesern unwillkürlich das Bild der braven und strebsamen Hermine Granger aus den Harry-Potter-Büchern hervor, was nicht zum Genre Thriller oder Krimi passt.
Tipp: Willst du dein Buch später auch international vertreiben, achte bei der Namensgebung darauf, dass der Name auch im entsprechenden Land funktioniert. Beispiele für Vornamen, die auf Deutsch und Englisch gleichermaßen gut klingen: Peter, Elisabeth, Luke, Marcus, Sofie, Jack, Lisa …
Praxis-Tipp 2: Betrachte deine Hauptfigur aus mehreren Blickwinkeln und hinterfrage sie kritisch.
Wie soll die Hauptfigur im Verlauf der Geschichte auf bestimmte Situationen reagieren? Passt das Verhalten zu dem, wie du deine Romanfigur entworfen hast?
Tipp: Wenn du deine Figur am Anfang deiner Geschichte als aufbrausend und impulsiv beschreibst, dann muss sie später in kritischen Situationen auch dementsprechend aufgebracht und unüberlegt handeln. Denn eine aufbrausende und impulsive Persönlichkeit reagiert in Stresssituationen nicht ruhig und gelassen. Das wäre unglaubwürdig.
Praxis-Tipp 3: Achte darauf, dass sich der Leser mit der Hauptfigur identifizieren kann.
Das Äußere deiner Romanfigur und die innere Haltung haben wesentlichen Einfluss auf das Gefühl des Lesers. Kann sich der Leser mit der beschriebenen Person identifizieren, kann er leichter in deren Rolle schlüpfen und gemeinsam mit ihr Höhen und Tiefen durchleben.
Wichtig: Warte mit der Beschreibung deiner Hauptfigur nicht zu lange, sonst entsteht im Kopf des Lesers ein falsches Bild, das nur schwer wieder zu ändern ist.
Tipp: Entwerfe keine zu perfekten Menschen, denn die nimmt der Leser als oberflächlich und langweilig wahr. Erst ein paar Ecken und Kanten verleihen deiner Romanfigur Persönlichkeit. Figuren mit Tiefgang schaffen es, Leser trotz (oder manchmal auch gerade wegen) ihrer Schwächen in ihren Bann zu ziehen.
Praxis-Tipp 4: Lass durch Dialoge ein anschauliches Bild deiner Romanfiguren entstehen.
Viele Informationen zu deinen Romanfiguren lassen sich hervorragend in Dialoge verpacken. Vor allem Einstellungen deiner Figuren gegenüber Personen und Sachverhalten kannst du auf diese Weise elegant und knapp präsentieren, ohne sie an anderer Stelle lange beschreiben zu müssen.
Tipp: Achte bei der wörtlichen Rede darauf, dass die Sprache dem fiktiven Charakter deiner Romanfiguren entspricht. Die Sprache muss nicht nur zu den Ansichten passen, sondern auch zu Herkunft, Bildungsgrad, wirtschaftlichem Hintergrund, Haltung, Glauben etc.
Praxis-Tipp 5: Verleihe deiner Hauptfigur mehr Substanz durch eingeschobene Rückblenden.
Wenn du dem Leser Einblick gewährst in die Vergangenheit deiner Hauptfigur, erhält deine Romanfigur ein solides Fundament. Bestimmte Verhaltensweisen erklären sich dadurch von allein. Erfährt der Leser zum Beispiel, dass die Hauptfigur in einem Kinderheim aufgewachsen ist, musst du keine langen Worte über das Verhältnis der Hauptfigur zu ihren Eltern verlieren.
Tipp: Baue Rückblenden nur dort ein, wo sie wirklich Sinn machen und zur Figurenbildung beitragen. Sinnlose Rückblenden stören den Lesefluss und wirken langweilig.
Der richtige Schauplatz kann der Schlüssel zum Plot sein
Oberflächlich betrachtet ist der Schauplatz in vielen Romanen von geringer Bedeutung und hat keinen Einfluss auf das Geschehen. Diese Sichtweise entpuppt sich bei näherer Betrachtung als falsch. Denn jeder Schauplatz ruft beim Leser Stimmungen hervor und bewirkt emotionale Reaktionen.
In vielen Fällen der Literaturgeschichte bildet der Schauplatz sogar die Basis der ganzen Geschichte. Denke nur an Sherlock Holmes von Arthur Conan Doyle. Die dunklen, engen Gassen in London schaffen die richtige Atmosphäre für die grausamen Verbrechen, die der Meisterdetektiv untersucht und aufdeckt. Nebel, düstere Gassen oder ein Moor, aus dem Nebelschwaden aufsteigen – diese Umgebung passt perfekt zu Mord und Verbrechen.
Für dich als Autor haben anschauliche und zur Handlung passende Schauplätze den Vorteil, dass sie beim Leser bereits Gefühle entstehen lassen, ohne dass du direkt etwas darüber berichten musst. Manchmal kann der Schauplatz sogar der Schlüssel zum Plot werden. Bestimmt kennst du das Buch „The Beach“, das mit Leonardo di Caprio verfilmt wurde. Der Autor Alex Garland war mit Sicherheit längere Zeit selbst als Backpacker in Thailand unterwegs. Ansonsten hätte er niemals ein so realistisches Bild vom Leben eines Rucksacktouristen in Thailand entwerfen können. Die zauberhafte Inselwelt von Thailand ist hier definitiv der Schlüssel zum Plot und bildet die wesentliche Basis für die ganze Handlung.
Tipp: Begebe dich als Autor selbst an den Ort des Geschehens. Denn deine Eindrücke und Erfahrungen bestimmen ganz wesentlich das Bild, das du in deinem Roman von dem Schauplatz präsentierst. Vor Ort kommen dir neue Ideen, die du unwillkürlich in die Handlung einfließen lässt. Ein selbst besuchter Schauplatz ist eine wahre Inspirationsquelle für deinen Roman.
Darauf kommt es beim Schauplatz deines Romans an
- Wähle einen Ort, der einen instinktiv anzieht und emotional berührt.
- Berichte nicht nur über den Schauplatz, sondern stelle ihn dar, indem du Details beschreibst und den Ort mit der Handlung verbindest.
- Der Charakter deiner Hauptfigur muss zur Umgebung passen: Lebt deine Hauptfigur in einer abgelegenen, rauen Gegend am Meer, dann sollte sie auch dementsprechend hartgesotten und ruppig dargestellt werden.
- Achte beim Beschreiben einer Landschaft darauf, dass sie die Fantasie des Lesers anregt: Ein anschaulich beschriebenes Lavendelfeld in der französischen Provence löst beim Leser automatisch eine Sehnsucht nach Frankreich, Sommer und Leichtigkeit aus.
- Deine Romanfiguren müssen zur beschriebenen Landschaft passen: Job, Wohnung beziehungsweise Haus, Kleidung, Angewohnheiten und andere äußerlich wahrnehmbare Sachen und Eigenheiten. Das beschriebene Außenbild schafft eine Verbindung zwischen Romanfiguren und Leser und ist deswegen besonders wichtig.
Tipp: Für unerfahrene Autoren eignet sich häufig der eigene „Vorgarten“ als Schauplatz. Hier kennst du dich bestens aus und kannst den Schauplatz logisch und umfassend darstellen. Ist dein Ort samt Umgebung eher langweilig, dann solltest du ihn natürlich nicht als Schauplatz wählen. In diesem Fall kannst du dir auch durch das Internet neue Orte erschließen. Allerdings ist es immer besser, wenn du den Schauplatz selbst mit allen deinen Sinnen erlebt hast. Bestimmt warst du im Urlaub mal in einer spannenden Stadt oder an einem berühmten Ort. Vielleicht eignet sich diese Umgebung für deinen Roman?